Bürgermeisterin Wieland besucht Tagesstätte für psychisch kranke Menschen
Als Remchingens Bürgermeisterin Julia Wieland die Tagesstätte für psychisch kranke Menschen in der Wilferdinger Kirchstraße betritt, ist der Tisch schon gedeckt. Zwei Kuchen haben die knapp zehn Teilnehmenden für ihren besonderen Gast gebacken. Das macht die Gruppe öfter. Auch das gemeinsame Kochen steht regelmäßig auf dem Tagesprogramm. Was es zu essen gibt, bestimmen die Teilnehmenden demokratisch. In der Tagesstätte sind psychisch kranke Erwachsene jeden Montag, Mittwoch und Freitag herzlich willkommen. Von 11 bis 16 Uhr bietet die Diakonie Enzkreis hier eine Kontakt- und Beratungsstelle an, die Tagesstruktur gibt und Begegnungen mit anderen Menschen ermöglicht. Der Besuch ist kostenlos. Lediglich das Essen und Getränke werden nahezu zum Selbstkostenpreis angeboten.
Gemeinsam Zeit verbringen und Menschen treffen
Simon Karsch, Mitarbeiter der Tagesstätte, erzählt: „Unsere Einrichtung gibt es seit 2001. Eine weitere befindet sich in Mühlacker, etwas größer als unsere. Wir haben ungefähr 14 bis 15 Personen, die regelmäßig vorbeikommen.“ Der Besuch der Tagesstätte steht grundsätzlich jedem Erwachsenen mit einer psychischen Erkrankung offen. Vor dem ersten Besuch wird um telefonische Anmeldung gebeten. Ansonsten steht es jedem frei, zu den Öffnungszeiten vorbeizukommen. Die Tagesstätte bietet neben gemeinsamen Aktivitäten wie Kochen, Backen, Spielen, Basteln oder Musizieren auch kleine Feste und regelmäßige Ausflüge an. Auf dem Balkon ziehen die Teilnehmenden Kräuter. Auch um die Pflege der Räumlichkeiten kümmern sie sich. Jeder Besucher kann sich nach seinen Möglichkeiten einbringen und bereichert dadurch die Einrichtung. Einmal im Monat findet in den Räumen der Tagesstätte eine Sprechstunde der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) statt, ein Angebot des Zentrums für Psychiatrie Calw-Hirsau für psychisch kranke Menschen ohne fachärztliche Anbindung. Auch die Mitarbeitenden der Tagesstätte haben in Einzelgesprächen ein offenes Ohr und vermitteln gerne den Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst, der bei Behördenangelegenheiten und anderen sozialen Anliegen unterstützt.
Wohlfühlen ist das Wichtigste
Karsch erklärt: „Viele Menschen mit psychischen Erkrankungen leben in Isolation, wo sie dann nur mit sich und ihren Problemen beschäftigt sind und sich in einer Abwärtsspirale befinden. Die Tagesstätte belebt und sie lebt von den Menschen, die sie besuchen.“ Er sei selbst immer wieder überrascht, was eine Einladung in die Einrichtung mit den Menschen macht. Die Besucher seien dabei ganz unterschiedlich: Von Älteren bis hin zu jungen Leuten seien die unterschiedlichsten Persönlichkeiten dabei. Ein Teilnehmer betont: „Für mich ist das Wichtigste, dass man sich in der Gruppe wohlfühlt.“
Teilnehmer äußern Wünsche
Das kann Bürgermeisterin Wieland nur bestätigen. Sie beantwortet Fragen und hört sich die Wünsche der Gruppe an: Ein barrierefreier Zugang wäre wichtig, weil viele nicht mehr gut zu Fuß sind und nur eine lange, enge Treppe zu den Räumlichkeiten führt. Eine größere Küche wäre gut, um für alle Teilnehmenden ausreichend viel kochen zu können. Ein Garten wäre schön und vielleicht eine Couch zum Ausruhen. „Das sind alles verständliche Wünsche, aber je mehr Ansprüche hinzukommen, desto schwieriger wird es, ihnen zu entsprechen“, so die Bürgermeisterin. Sie denke aber gerne mal darüber nach, was möglich sein könnte. Im Großen und Ganzen sind die Mitarbeiter jedoch zufrieden mit den Räumen, die sie selbst gestalten können und für sich alleine haben. Hier heißen sie gerne neue Besucher willkommen. Erreichbar ist die Tagesstätte in der Kirchstr. 15/1 unter der Telefonnummer 07232/318545. Mehr Informationen gibt es unter www.diakonie-enzkreis.de.