Biotopvernetzung soll Brücken für natürliche Vielfalt schaffen

Den Auftakt der Remchinger Biotopverbundplanung machten (von links) Inga Schraud (LEV), die Planerinnen Ellen Dürrbaum und Elena Schuster, Bürgermeisterin Julia Wieland, Hauptamtsleiterin Diana Wirth und Verwaltungsmitarbeiterin Meike Walch
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Den Auftakt der Remchinger Biotopverbundplanung machten (von links) Inga Schraud (LEV), die Planerinnen Ellen Dürrbaum und Elena Schuster, Bürgermeisterin Julia Wieland, Hauptamtsleiterin Diana Wirth und Verwaltungsmitarbeiterin Meike Walch

Remchingen bringt Biotopverbundplanung in Gang / Landwirte und Bürger sollen helfen

Der Enzkreis zeichnet sich durch eine vergleichsweise vielfältige Natur- und Kulturlandschaft auf vielen Gemarkungen aus. Um Rückzugsorte für die Natur weiter zu erhalten, zu fördern und vor allem auch zu verbinden, machen sich landesweit immer mehr Kommunen auf den Weg einer Biotopverbundplanung auf der eigenen Gemarkung. Auf Keltern und Neulingen folgte nun auch die Gemeinde Remchingen mit einer ersten Auftaktveranstaltung. Neben örtlichen Haupt- und Nebenerwerbslandwirten folgten Vertreter der drei Obst- und Gartenbauvereine, der Flurbereinigung und des Gemeinderats sowie engagierte Bürger der Einladung.

"Mit 15 Jahren habe ich in Griechenland einen Teich gegraben, in dem sich inzwischen Schildkröten, Schlangen und Libellen tummeln", verdeutlichte Bürgermeisterin Julia Wieland die Bedeutung von Biotopen. "Besonders wichtig ist es, Brücken dazwischen zu schlagen, zum Teil auch reale, und die jungen Generationen für die Thematik zu begeistern." Eine ähnliche Planung habe es bereits in den 90er-Jahrne gegeben, die Wieland zusammen mit Hauptamtsleiterin Diana Wirth und der unter anderem für den Bereich Umwelt zuständigen Rathausmitarbeiterin Meike Walch wieder ausgegraben hatte: "Von dem, was damals geplant wurde, ist ungefähr das Deckblatt umgesetzt worden, weshalb es nun umso wichtiger ist, dranzubleiben."

Dabei sei die Planung nicht vorrangig dazu da, Neues zu schaffen, sondern vor allem, um vorhandene Strukturen im Rahmen eines konzeptionellen Naturschutzes zu erkennen, aufzuwerten und zu verbinden, bekräftigte Inga Schraud vom Landschaftserhaltungsverband Enzkreis (LEV) mit Blick zu den Bewirtschaftern: "Alle Maßnahmen beruhen zudem auf Freiwilligkeit." Im Rahmen der Landschaftspflegerichtlinie fördere das Land die Planungen mit 90 Prozent und die Umsetzung der Maßnahmen mit bis zu 70 Prozent. Diese können unter anderem von einer Heckenpflege über den Erhalt von Magerrasen oder Nasswiesen bis hin zum Schutz von Feldvögeln oder der Sanierung von Trockenmauern reichen. Gemäß des landesweiten Biodiversitätsstärkungsgesetzes soll die Biotopverbundfläche im Offenland bis 2030 15 Prozent betragen – manche Gemeinden könnten mehr, andere weniger beitragen. 

Ellen Dürrbaum und Elena Schuster vom durch die Gemeinde beauftragten Heidelberger Planungsbüro Bioplan präsentierten den aktuellen Stand des Verfahrens. Entsprechende Kartierungen weisen in Remchingen bereits einen hohen Anteil an Streuobstwiesen, Landschaftsschutzgebieten und Flora-Fauna-Habitaten (FFH) auf. Ab kommendem Frühjahr stünden intensive Flurbegehungen und weitere gemeinsame Austausch-Veranstaltungen an, bei denen die Planner auf die Mithilfe der Bewirtschafter und Ortskundigen angewiesen seien: "Ohne Sie und Ihre Ideen, Flächen und Mithilfe geht es nicht", erklärte Elena Schuster. Auf deren Grundlage ließen sich dann gemeinsam freiwillige und förderfähige Maßnahmen erarbeiten und priorisieren, deren Umsetzung nach 2025 beginnen könne. Neben dem übergeordneten Ziel der Erhaltung der Artenvielfalt könnten die Landwirte Förderungen, mehr Öffentlichkeitswirkung und Synergieeffekte für die Bewirtschaftung erzielen, während die Gemeinde von Ausgleichsflächen oder Ökokonto-Maßnahmen profitieren könne. Mit einer eigenen Unternehmens-Nummer könnten auch Vereine und Privatpersonen Förderungen beantragen. Die Planung könne zudem zukunftsweisend für eine vorausschauende Bauflächenentwicklung sein.

Julian Zachmann